Swingende Frühlingsgefühle

Nach drei Jahren Pause veranstaltet der Reutlinger Jazzclub „Mitte“ wieder einen Jazzfrühling

22.03.2023

Matthias Zindel (2. Vorsitzender), Gottfried Hess (Marketing), Günter Schöll (Kasse), Clemens Wittel (1. Vorsitzender) und Kulturamtsleiterin Anke Bächtiger freuen sich auf das Jazzfestival. Bild: Jürgen Spieß

Matthias Zindel (2. Vorsitzender), Gottfried Hess (Marketing), Günter Schöll (Kasse), Clemens Wittel (1. Vorsitzender) und Kulturamtsleiterin Anke Bächtiger freuen sich auf das Jazzfestival. Bild: Jürgen Spieß

Auch Jazzer haben Frühlingsgefühle: Beim vom Reutlinger Jazzclub „In der Mitte“ veranstalteten Jazzfrühling darf sich das Publikum zwischen 25. März und 6. Mai auf acht Konzerte freuen. Der Schwerpunkt liegt auf Jazzvokalistinnen, die in Baden-Württemberg beheimatet sind. Start ist am kommenden Samstag.

In Reutlingen ein Jazzfestival auf die Beine zu stellen, ist keine einfache Sache und erfordert Idealismus und Durchhaltevermögen: Einerseits stagnieren die Zuschüsse der Stadt auf bescheidenem Niveau, andererseits sind die Gagen und Ansprüche der Künstler seit der Coronakrise nochmal gestiegen und Publikum und Sponsoren sparen, wo sie können. Doch der kleine Jazzclub in der Gartenstraße lässt sich davon nicht entmutigen und startet nach drei Jahren Coronapause einen weiteren Versuch, regionale Jazzliebhaber anzulocken. Das Konzertangebot wurde gegenüber der Vor-Coronazeit sogar noch erweitert, denn dieses Mal werden es acht Veranstaltungen sein, wofür die „Mitte“ von der Stadt einen Zuschuss von 2 250 Euro erhält.

Zudem hat Programmmacher Clemens Wittel vor wenigen Tagen die Zusage vom Land Baden-Württemberg für einen Zuschuss von 8 000 Euro erhalten: „Nur mit der Unterstützung der Stadt könnten wir dieses Festival gar nicht stemmen“, sagt Wittel. Auch eine gute Publikumsresonanz wird deshalb entscheidend sein, ob die Unkosten gedeckt sein werden. Dazu kommt das Fehlen geeigneter Veranstaltungsräume. Die „Mitte“ ist – zumindest für Topjazzer – zu klein und größere Konzertsäle kosten viel Miete. So wird nur das Brazilian-Blues-Konzert am 27. April im franz.K stattfinden, die restlichen sieben Konzerte gehen im Jazzkeller über die Bühne.

Den Auftakt macht am Samstag, 25. März, das Cemre Yilmaz Quintett aus der Stuttgarter Ecke. Im Zentrum dieser Formation steht die in Ankara geborene Jazzsängerin Cemre Yilmaz, die jetzt in Stuttgart lebt. Vor zwei Jahren hat sie ihre eigene Band gegründet, unter anderen mit den Landesjazzpreisträgern Gee Hye Lee (Piano), Sandi Kuhn (Saxofon) und Michael Kersting (Drums). Das Programm besteht überwiegend aus Eigenkompositionen. Am Samstag, 1. April, geht es weiter mit dem Berliner Saxofonisten Phillip Dornbusch und seiner Band Projektor, die ihr neues Modernjazz-Album „reconstruct“ vorstellen. Das Sunny Side Up Trio mit der Stuttgarter Sängerin Dorothee Götz hat sich dem traditionellen Swing verschrieben und präsentiert am Samstag, 8. April, einen Mix aus Pop, Latin, Soul und Eigenkompositionen. Auch beim Konzert des Tuija Komi Quartets am Samstag, 14. April, steht eine Sängerin im Mittelpunkt, die dem Publikum ihre nordische Heimat Finnland näher bringen möchte.

Einer der Höhepunkte des sechswöchigen Festivals ist der Auftritt des Mannheimer Trompeters und Flügelhornisten Thomas Siffling und seinem Quartett am Samstag, 22. April. Dem für seine geschmackvoll verjazzten Küchenrezepte bekannte Jazzpreisträger gelingt es scheinbar mühelos, tänzerische Rhythmik, prägnante Trompetensoli und elektronische Klangbearbeitung zu vereinen. Mit Latin, Bossa Nova und Brazilian Blues geht es weiter am Donnerstag, 27. April, wenn die Stuttgarter Stefan Koschitzki (Saxofon) und Fabiano Pereira (Gesang) mit ihrer vierköpfigen Band im franz.K auftreten. Dagegen setzt das Trio Walker-Arlt-Engel auf kammermusikalischen Jazz, der von der Stimme von Michelle Walkers geprägt ist. Zum Abschluss des Festivals am Samstag, 6. Mai, erwartet das Publikum nochmal ein echtes Highlight mit der siebenköpfigen Bernd Reiter & Canadian Jazz Collective Superband und ihrer Power-Performance. Jürgen Spieß

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Erstellt:
22.03.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 22.03.2023, 01:00 Uhr

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