Neues in Tübingen: das buddhistische Kloster in Bühl

Die buddhistisch-vietnamesische Viên Quang Pagode am Bühler Ortsrand ist sicher schon vielen vom Zug oder bei der Autofahrt ins Auge gefallen. Das Dach mit seinen geschwungen Formen und asiatischen Ornamenten wie dem buddhistischen Rad des Lebens in der Mitte ist ein wirklicher Hingucker und in unseren Breiten etwas ganz außergewöhnliches.

2016 begannen die Planungen für den Umbau der leerstehenden Berufsschule zum vietnamesisch-buddhistischen Klosterzentrum, dem ersten und einzigen in Württemberg. Auf mehr als 800 Quadratmetern gibt es nach der Fertigstellung einen großen Gebets- und Andachtsaal, Gemeinschaftsräume und Räume für die Nonnen wie in einem christlichen Kloster eben auch. Die vietnamesisch-buddhistische Gemeinde Reutlingen-Tübingen gehört dem in Asien weit verbreiteten Mahayana Buddhismus an und bekanntester Vertreter des vietnamesischen Buddhismus war der Mönch und Meditationslehrer Thich Nhat Hanh. Die Bühler Pagode ist bereits ein Kloster und wird von der Äbtissin Thich Hanh Trang geleitet.

Für den Tübinger Architekten Armin Junger und die Handwerker war die ungewöhnliche neue Dachkonstruktion mit dem großen Andachtsraum darunter eine wirkliche Herausforderung, die sie laut Äbtissin Trang mit „ganzem Herzen“ angenommen und gemeistert haben. Der Tod von Architekt Junger im Sommer war für alle ein Schock und stoppte erstmal den Weiterbau. Inzwischen betreut Architekt Thomas Krötz den Bau und Mitte September konnte der große Andachtsraum mit der Enthüllung der fast vier Meter großen Buddha-Statue feierlich eröffnet werden.

Der große Raum unter dem geschwungenen Pagodendach ist etwas ganz außergewöhnliches und neben weiteren Statuen hat hier auch eine mehrere hundert Kilogramm schwere Glocke ihren Platz gefunden. Sie hängt in einem Tragegestell, wo sie für die Gebets- und Meditationszeiten leicht angeschlagen werden kann. In einem Seitenraum befindet sich ein Altar, wo für alle verstorbenen Mitglieder und Freunde der buddhistischen Gemeinschaft mit Fotos Andacht gehalten wird und auch ein Bild von Armin Junger ist hier dabei.

Leider fehlt noch die Eingangstüre zum Treppenhaus und die Nonnen hoffen sehr, dass sie noch vor dem Winter eingebaut werden kann.

Der Tag im Kloster beginnt für die bisher zwei Nonnen früh: Ab 5.45 Uhr sind die ersten Meditationen, ab 6 Uhr werden Sutren gelesen und zum Beispiel Gehmeditationen oder Achtsamkeitsübungen gemacht. In Vietnam beginnt der Klosteralltag laut Äbtissin Trang sogar bereits um 4 Uhr. Um 8 Uhr ist Frühstück, um 10 Uhr Andacht mit der Segnung des Reises am Altar für das Mittagessen. Nach dem Essen haben die Nonnen eine Stunde Pause. Um 14 Uhr ist wiederum Andacht oder es finden, wenn der Bau erstmal fertig ist, Kurse über die Lehren Buddhas statt. 16.30 Uhr beginnt eine Stunde Gebet und am Abend nach dem Abendessen werden noch ein bis zwei Stunden lang die Namen Buddhas rezitiert.

Dazwischen studieren die Nonnen buddhistische Weisheitsbücher oder schauen sich Meditations- und Lehrvideos auf Youtube an. Viel Zeit dafür bleibt allerdings nicht, denn das Kloster ist noch immer eine Baustelle und es gibt noch jede Menge zu tun. Ein weiteres Projekt ist der geplante Meditations- und Gemüsegarten hinter der Pagode. Hier wartet schon seit 2019 eine große steinerne Buddha-Statue auf die Aufstellung. Zuerst muss allerdings die Pagode fertig sein.

Äbtissin Trang, die mit bürgerlichem Namen Thi Huong Van heißt, freut sich schon sehr auf die bauliche Vollendung der Pagode. Denn dann kann sie sich endlich ganz auf ihre spirituelle Arbeit konzentrieren. Arndt Spieth

Für die Zeit nach dem Umbau plant Äbtissin Thich Hanh Trang, auch Meditationskurse auf Deutsch anzubieten.

Wer die Pagode besuchen möchte, ist herzlich eingeladen. Allerdings sollte am besten vorher ein Termin per Mail vereinbart werden, weil nicht jede Zeit möglich ist und nicht immer jemand da ist. Auch übernachten kann man hier für 2 bis 3 Tage. Allerdings nur auf dem Boden mit Iso-Matte und Schlafsack – weil es noch keine fertigen Gästezimmer gibt.