Krumm und lang in Pliezhausen

Sportfest mit Deutscher Meisterschaft und den „Krummen Strecken“ war ein Erfolg

Die regionalen Läufer und Läuferinnen haben sich bestens geschlagen bei den DM über 10 Kilometer Bahn in Pliezhausen und brachten etliche Medaillen nach Tübingen. Und bei den „Krummen Strecken“ gab es reihenweise Bestleistungen.

11.05.2022

Die LAV-Senioren holten Gold, Silber und Bronze bei den Meisterschaften. Bild: Werner Bauknecht

Die LAV-Senioren holten Gold, Silber und Bronze bei den Meisterschaften. Bild: Werner Bauknecht

Dies gleich vorweg: Es war eine äußerst gelungene Veranstaltung, die die LG Pliezhausen am vergangenen Wochenende auf die Beine stellte. Es ist kein leichtes Unterfangen, zwei Tage Leichtathletik mit zahlreichen unterschiedlichen Wettbewerben und Laufstrecken organisatorisch zu aller Zufriedenheit abzuwickeln. Den Pliezhausenern ist es jedenfalls gelungen.

Gelungen ist den Läufern der LAV Stadtwerke Tübingen zumindest ein Sieg über die 25 Stadionrunden und damit eine Goldmedaille in der AK M75. Denn dort siegte Wolfgang Nehring, Silber holte gleich dahinter Vereinskollege und Medaillensammler Walter Johnen. Aber nicht nur diese beiden standen auf dem Treppchen.

Auch Matthias Koch holte in der M55 Edelmetall, nämlich Bronze. Mit einer Zeit von 36:13 Minuten kam er als Dritter ins Ziel. Dabei war das ein skurriles Rennen. Denn während Koch und Günter Seibold aus Crailsheim auf der Zielgerade um den Sieg kämpften, kam plötzlich Johannes Ritter aus Refrath auf der mittleren Bahn und zog einfach mal an beiden vorbei. Mit einer Sekunde Vorsprung gewann dann der Mann, der aus dem Nichts kam, den Titel.

Die Senioren der LAV in den AK 60 und AK 65 lieferten solide Ergebnisse ab, nur Topfavorit in der M65, Werner Bauknecht, musste in Führung liegend aufgeben: Muskelzerrung, es ging keinen Schritt weiter. Kathrin Ripper (LAV) startete in der M 50 und lief zum ersten Mal 10 000 Meter Bahn. Mit einer sehr guten Zeit von 43:10 Minuten belegte sie den vierten Platz. Was auffiel: In fast allen Altersklassen, vor allem aber in der AK 55, gaben zahlreiche Läuferinnen und Läufer auf. „Bahnlaufen ist ein ganz besondere Sache“, sagte Gerold Knisel von der LV, „da muss man mit Köpfchen laufen.“ Er selbst brachte sein Rennen locker zu Ende (43:26 Minuten), ganz stark war Joachim Stuhlinger, der Vierter wurde (41:58 Minuten) und auch Christian Diedrich lief stark mit 42:30 Minuten in der M60.

Die Bedingungen am Samstag waren nicht optimal für Langstrecken. Denn es war ab der Mittagszeit sehr heiß, und immer wieder bremste auch der Wind die Läufer/innen aus. Aus Tübinger Sicht lieferte allerdings Lorenz Baum bei den Männern ein weiteres überragendes Ergebnis ab. Kaum ein Rennen derzeit, bei dem Baum nicht persönliche Bestzeiten (PB) verbessert.

In Pliezhausen gelangen ihm 29:46 Minuten und damit eine weitere Verbesserung über diese Distanz. Neun Sekunden waren es dieses Mal. Eine weitere lokale Größe – zumindest kann man sie mittlerweile dazu zählen – erreichte im Frauenlauf eine für sie mittlerweile überragende Zeit. Sabrina Mockenhaupt-Gregor mischte im Frauenrennen mit und kam mit ihren 42 Jahren auf großartige 33:37 Minuten und damit auf den 9. Platz der Konkurrenz. Nicht nur das: Damit holte sie sich den Deutschen Rekord in der Altersklasse, der seit 2009 Bestand hatte. Gesamtsiegerin wurde Alina Reh, die – auch für sie – unerwartet stark von einer Verletzung zurückkehrte und in 32:06 Minuten satte 20 Sekunden vor Katharina Steinruck gewann.

Das war zudem die EM-Norm. Diese erreichte auch der Herrensieger Simon Boch aus Regensburg, der die Herrenkonkurrenz mit einem fulminanten Schlussspurt in 28:11 Minuten gewann, vier Sekunden unterhalb der Norm. „Mit der habe ich gar nicht gerechnet“, strahlte er, „aber natürlich freue ich mich darüber.“ Eine „Kampfsau“ nannte Trainerin Isabelle Baumann respektvoll ihren Schützling Eva Dieterich. Denn die Jurastudentin aus Tübingen, die für Kassel startet, holte sich in einer wahren Energieleistung völlig unerwartet Bronze bei den 10 000 Metern der Frauen.

Mit ihren 32:40 Minuten schlug sie nicht nur die Deutsche Marathon-Meisterin Domenika Mayer, sondern holte sich auch gleich mal die Qualifikations-Norm für den Europa-Cup. Am Samstag lief sie ein taktisch kluges Rennen und ließ sich vor allem nicht gleich zu Beginn in eine Temposchlacht hinein ziehen. Sie verfolgte das Rennen sozusagen in einer Gruppe hinter der absoluten Spitze. Erst als die ihr zu langsam wurde, schloss sie zu den schnellen Rennerinnen auf. Und in einem packenden Sprint-Duell gegen Mayer schlug sie diese um drei Sekunden.

Am Sonntag dann gab es dann noch die Traditionsveranstaltung der „Krummen Strecken.“ Wer es noch nicht weiß: Hier gibt es Distanzen und Läufe, die bei „normalen“ Wettbewerben nicht auf dem Programm stehen. Viele Athlet/innen nehmen das Event in Pliezhausen als Auftakt in die Freiluftsaison wahr. Dazu gehört zum Beispiel die treue Besucherin und Superstar Mihambo Malaika. Die Olympiasiegerin trat über die 80 Meter und über die 150 Meter an – und gewann beide Läufe deutlich.

Alica Schmidt vom SCC Berlin wollte ihr Konkurrenz machen, landete über 150 Meter aber auf Rang 3. Dafür siegte sie über die 300-Meter-Strecke klar in 37:89 Sekunden. Es gab auch einige Deutsche Rekorde in Pliezhausen. Jolanda Kallabis, eines der größten deutschen Talente und Tochter von Damian Kallabis, einem einstigen Weltklasseläufer, holte sich in 6:23:83 Minuten den U18-Rekord über 2000 Meter Hindernis. Werner Bauknecht

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Erstellt:
11.05.2022, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 11.05.2022, 01:00 Uhr

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