Online-Nachhilfe während der Krise

Studenten engagieren sich in der Initiative Senkrechtstarter für Schüler in der Abiturzeit

Jan Philipp Schütte, Sprecher der Hochschulgruppe Tübingen, engagiert sich in der Initiative „Senkrechtstarter“ für Schüler und Studienanfänger. Wir sprachen mit dem 23-jährigen Medizinstudenten an der Uni Tübingen über Patenschaften für Abiturienten und Online-Nachhilfe während der Corona-Pandemie.

06.05.2020

Der Medizinstudent Jan Philipp Schütte vermittelt Patenschaften zwischen Schülern und Studierenden. Bild: Dennis Duddek

Der Medizinstudent Jan Philipp Schütte vermittelt Patenschaften zwischen Schülern und Studierenden. Bild: Dennis Duddek

TAGBLATT ANZEIGER: Was ist die Initiative „Senkrecht- starter“?

Jan Schütte: „Senkrechtstarter“ ist eine ehrenamtliche Initiative von Studierenden für Schüler. Wir unterstützen Schüler auf ihrem Weg ins Studium. Das ist vor allem ein Angebot für Schülerinnen und Schüler ohne akademischen Hintergrund in der Familie oder mit Zuwanderungsgeschichte. Wir vermitteln ihnen individuelle Patenschaften oder machen mit ihnen eine Führung durch die Uni. Bei uns machen Studierende jeder Fachrichtung mit. Die meisten von uns studieren Fächer, die auch für das Abitur relevant sind. Da wir selbst noch sehr jung sind, können wir uns so gut in die Schüler hineinversetzen.

Was kann man sich unter einen solchen Patenschaft konkret vorstellen?

Schülerinnen und Schüler können sich bei uns melden, wenn sie sich für ein Studienfach besonders interessieren. Wir suchen dann einen Paten, der genau dieses Fach studiert. Er kann dem Schüler zunächst als persönlicher Ansprechpartner einmal alle Fragen zum Studium oder den Finanzierungs-und Wohnmöglichkeiten für Studierende beantworten und gibt individuelle Hilfe beim Bewerbungsprozess. Später kann der Schüler diesen Studierenden immer wieder kontaktieren, sobald er eine Frage hat.

Welche Fächer studieren die Mitglieder Ihrer Initiative in Tübingen?

Wir sind bunt gemischt. Das geht von Jura über Medizin bis zu Politik und Wirtschaft. Bei uns haben auch viele Auslandserfahrung, ein Student studiert zum Beispiel gerade Molekulare Medizin in Cambridge. Wenn wir eine Anfrage für ein Fach bekommen, das in Tübingen gerade niemand von uns studiert, können wir auch überregional nach einem Ansprechpartner suchen. Wir sind in ganz Deutschland mit fast 600 Studierenden vernetzt.

Was wollen Sie mit der Initiative erreichen?

Für uns steht Chancengerechtigkeit an erster Stelle. Jeder, der das Potential und den Wunsch für ein Studium an der Uni hat, soll dieses Ziel auch erreichen können. Deshalb helfen wir beispielsweise Studienanfängern mit Migrationshintergrund und angehenden Erstakademikern bei den Einschreibungsformalitäten an der Uni.

Was ist die Motivation für Ihr Engagement?

Viele von uns hätten sich so eine Hilfe für ihren Einstieg in das Studium gewünscht. Die Meisten waren beim Übergang von der Schule an die Uni mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Aber gerade für Studienanfänger ist es wichtig, einen Ansprechpartner zu haben.

Wie kann man mehr über Ihre Initiative erfahren?

Außerhalb der Corona-Pandemie besuchen wir oft Schulen, gerade die oberen Klassen, die bald ihren Abschluss machen. Außerdem sind wir häufig bei Studieninformationstagen an Schulen präsent. Dort berichten wir von unserem Alltag an der Uni und beantworten alle Fragen rund um das Studium. Aktuell können wir die Schulen leider nicht vor Ort besuchen und sind daher mit dem nötigen Sicherheitsabstand über unsere Homepage, Facebook und Instagram zu erreichen.

Wie reagiert die Initiative auf

die aktuelle Corona-Krise?

Wir haben in dieser Ausnahmesituation nach alternativen Kontaktmöglichkeiten gesucht und eine neue Online-Nachhilfe gestartet, die komplett kostenlos ist. Über unsere Homepage können sich Schülerinnen und Schüler an uns wenden, wenn sie in einem bestimmten Fach oder für ein spezielles Thema Unterstützung brauchen. Wir vermitteln dann Studierende für individuelle Patenschaften. So werden Schüler über Plattformen wie Skype beim Lernen unterstützt. Dieses Angebot ist vor allem für Schüler gedacht, die kurz vor ihrem Abschluss stehen.

Was können Schüler tun, um während der Corona-Krise nicht den Anschluss zu verlieren?

Für viele Schüler bricht gerade das gewohnte und unterstützende Umfeld aus der Schule weg. Hier wollen wir konkret und flexibel unsere Hilfe anbieten. Trotz „Social distancing“ sollten sie über alternative Wege ihre sozialen Kontakte pflegen und Ansprechpartner suchen, die ihnen bei Fragen und Problemen weiterhelfen. Und Schüler müssen jetzt besonders darauf achten, ihren Tag gut zu strukturieren. Sie können in der jetzigen Ausnahmesituation auch eine Chance zu mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit sehen und so gestärkt aus der Krise hervorgehen.Fragen von Dennis Duddek

Weitere Infos gibt es unter

tuebingen@senkrechtstarter.org

und www.senkrechtstarter.org.

Facebook:

facebook.com/senkrechtstarter

Instagram:

@initiative senkrechtstarter

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Erstellt:
06.05.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 06.05.2020, 01:00 Uhr

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