Mehr Raum für Kreativität

Tübinger Kinderzirkus Zambaioni sucht eine Produktionsstätte

Am 30. November zog eine kunterbunte Schar unter Trommel- und Trompetenklang vom Tübinger Holzmarkt zum Marktplatz und schwenkte Fahnen in allen Farben durch den trüben Herbsttag: Der Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni sucht eine neue Bleibe und machte mit viel Krach und Fantasie darauf aufmerksam.

12.12.2018

Ende November machte Zambaioni auf seine Platzprobleme aufmerksam. Bild: Andrea Bachmann

Ende November machte Zambaioni auf seine Platzprobleme aufmerksam. Bild: Andrea Bachmann

Tübingen. Für die meisten Tübinger/innen bedeutet Zambaioni seit 25 Jahren: atemberaubende Akrobatik, komische Clowns und mitreißende Musik in einer traumhaften Show. Zauber der Manege, dargeboten von Tübinger Kindern und Jugendlichen. Bei jeder Vorstellung ist das Zirkuszelt bis auf den letzten Logenplatz besetzt.

Aber Zambaioni ist noch viel mehr: Zambaioni ist ein kulturpädagogisches Projekt, in dem Kinder und Jugendliche in altersgemischten Gruppen Akrobratik, Jonglage und andere Zirkuskünste trainieren. Nur ein Teil von ihnen tritt im großen Zirkuszelt auf. Zu Zambaioni gehören auch Kleinauftritte und Mitmachzirkus, Projekte in Kitas und Schulen, Familienzirkus und Kinderkurse und die Ausbildung zu Jugendtrainer/innen. Und in allererster Linie ist Zambaioni einfach ein Ort für Sport, Spiel, Tanz, Kreativität und Gemeinschaft und ein wichtiger Ausgleich zu Schule und Alltag: „Toll am Zambaioni ist, dass man viele Kunststücke lernen kann und dabei andere Kinder trifft und mit ihnen Spaß hat.“

All das braucht Platz und den gibt es nicht. Zur Zeit trainieren etwa 250 Kinder und Jugendliche ungefähr 30 Stunden pro Woche in den vielen verschiedenen Kursen, es gibt eine Warteliste mit etwa 200 Namen. Das Hauptquartier, die Vereinsräume am Lorettoplatz, reichen mit ihren knapp 150 Quadratmetern längst nicht mehr aus. Deshalb sucht Zambaioni sehr dringend eine neue Bleibe.

„Wir suchen einen Ort, an dem Zambaioni stattfinden kann, an dem unser Verein zu Hause ist, wo wir Requisiten und Kostüme lagern können und wo wir trainieren können“, erklärt Tanja Tjhen vom Vorstand. „Wir brauchen keinen Veranstaltungsort, sondern eine Produktionsstätte.“

Zur Zeit trainieren die einzelnen Gruppen an drei verschiedenen Orten, das ist aufwändig und teuer. „Wie haben ziemlich viel Geld in die Hand genommen, um für jeden Standort Trainingsmöglichkeiten schaffen zu können“, betont Tjhen. Dazu gehört zum Beispiel eine sogenannte Multischaukelanlage für Trapez- und Akrobatikkünste. Aber auch Jongliermaterial und alles andere, was die Zambaionis zum Training benötigen, kann man nicht ständig hin- und hertransportieren.

Außerdem ist die Konkurrenz riesig: „Wir kämpfen natürlich mit allen Vereinen um die späten Nachmittags- und frühen Abendstunden, an denen Schulkinder Zeit haben“, schildert Tanja Tjhen, die als „Zirkusmutter“ vom Brote schmieren und Zelt aufbauen in den Vorstand „hineingewachsen“ ist, die missliche Lage. Auch das ist etwas Besonderes am Zambaioni: Der Kinder- und Jugendzirkus verfügt über eine extrem engagierte Elternschaft, die ebenfalls gerne Räumlichkeiten hätte, um sich zu besprechen, Kostüme zu nähen und zu reparieren und vieles mehr.

Statt eines Bauplatzes können sich die Zambaionis auch eine Halle oder Ähnliches zur Umnutzung vorstellen. Die muss sich zum Training eignen – für die Jonglage braucht man eine ziemliche Höhe – und sollte so zentral sein, dass sie von Kindern und Jugendlichen leicht mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann. „Wir möchten auch gerne Teil eines Quartiers sein und nicht völlig abgeschieden in einem Gewerbegebiet unterkommen“, wünscht sich Tanja Tjhen. Vormittags könnten die Räumlichkeiten natürlich auch von anderen Gruppen angemietet und genutzt werden, das wäre sogar Teil des Finanzierungskonzepts. Denn Geld wird ein solches Zirkushaus natürlich kosten. Von anderen vergleichbaren Einrichtungen aus anderen Städten haben sich die Zambaionis ein Finanzkonzept aus öffentlichen Geldern, Stiftungen und Krediten abgeschaut. „Da gibt es durchaus Möglichkeiten“, stellt Tjhen fest. „Ich glaube aber auch, dass wir das Unrealistische denken müssen, damit es Realität wird.“ Andrea Bachmann

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Erstellt:
12.12.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.12.2018, 01:00 Uhr

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