Den Frauenfußball fördern

Tübinger Unternehmen Kanzlei HSP steigt als Partner bei drei Vereinen ein

Gleich drei Tübinger Vereine mit Frauenfußball-Teams gehen eine Partnerschaft mit der Steuerkanzlei HSP aus Tübingen ein. Das Sponsoring-Engagement ist zunächst auf drei Jahre angelegt.

06.10.2021

Sponsoring beim Frauenfußball: mit Karlheinz Mayer, Julia Wendt, Frank Woland, Martin Möhle und Joachim Götzendörfer (von links). Bild: Ulmer

Sponsoring beim Frauenfußball: mit Karlheinz Mayer, Julia Wendt, Frank Woland, Martin Möhle und Joachim Götzendörfer (von links). Bild: Ulmer

Das Motto des Projekts heißt: „Wir leben auf Augenhöhe“. Und das ist durchaus sowohl auf das Unternehmen als auch auf den Sport anwendbar. „Bei uns im Unternehmen haben Frauen und Männer die gleichen beruflichen Chancen“, sagte Martin Möhle, einer der vier Geschäftsführer/innen bei der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag.

Und darum soll es, so der Plan des Sponsors, auch beim Engagement im Frauenfußball gehen. Ein Vorbild könnte da auch die Geschäftsführung der HSP liefern, denn diese besteht tatsächlich aus zwei Frauen und zwei Männern.

Noch etwas ist dabei bemerkenswert – die HSP unterstützt durch ihr Engagement im Frauenfußball stellvertretend den Amateursport. Das heißt, dass in der laufenden Saison alle Tübinger Frauen- und Mädchenteams mit dem Logo der HSP auf der Brustseite des Trikots auflaufen werden. Es handelt sich um die drei Teams, die mit der HSP kooperieren: Es sind die Vereine TSV Lustnau, TV Derendingen und der SV Unterjesingen.

„Wir wollen durch unser Engagement erreichen, dass dem Frauenfußball dieselbe Aufmerksamkeit zuteil wird wie dem Männerfußball“, formuliert Möhle das Ziel. Dafür soll es auch einen regen Austausch der Partner geben. So kann er sich vorstellen, dass die Vereine in die Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen des Unternehmens eingebunden werden. „Wir wollen, dass sowohl die Vereine als auch das Unternehmen von der Öffentlichkeitsarbeit profitieren“, sagt HSP-Mitgeschäftsführerin Julia Wendt.

Und wie kann man sich das in der Praxis vorstellen? „Bei den Oberliga-Heimspielen der beiden Vereine Derendingen und Lustnau werden wir sowohl auf den LED-Wänden
an Tübingens Straßen als auch in Anzeigen beim Schwäbischen Tagblatt werben“, erklärt Möhle.

Es werden aber auch Spielerinnen, Trainerinnen und Trainer, außerdem Vereinsfunktionäre, an Unternehmensveranstaltungen teilnehmen. Vorstellbar sei beispielsweise, Mandant/innen und Mitarbeiter/innen über die Herausforderungen im Ehrenamt zu informieren.

Zwar, so betonen die Geschäftsführer, seien sie als HSP in der komfortablen Situation, genug Mandant/innen zu haben für ihre inzwischen 45 Mitarbeiter/innen. Ein geschäftliches Ziel verfolgen sie dennoch: Es geht auch um die Rekrutierung von Personal. Da unterscheiden sich Kanzleien mit Steuerberatung nicht von manchen anderen Branchen. „Es ist schwierig, Nachwuchs zu finden“, meint Möhle, „und durch unser Auftreten in der Öffentlichkeit können wir da vielleicht etwas bewirken.“ Wichtig sei für sie auch, ihren Auftritt, also ihre Kooperationen mit den Vereinen, „dauerhaft“ (Möhle) zu machen.

Dauerhaft sichtbar sein

Einfach mal spontan als Unternehmen in einer Werbeaktion aufzutauchen sei nicht sinnvoll, vor allem nicht nachhaltig. Über ihr Engagement, so Wendt, würden sie bei den einzelnen Vereinsmitgliedern als Arbeitgeber und Ausbilder bekannt werden. Über die finanziellen Zuwendungen, so haben es die Partner vereinbart, wird Stillschweigen vereinbart.

Klar ist aber, dass diese nur der Abteilung Frauenfußball zugute kommen werden. „Wir machen das nicht nach dem Gießkannenprinzip“, betont Wendt, „dass das über den ganzen Verein ausgeschüttet wird.“ In der Verwendung der Gelder innerhalb der Abteilung sind die Vereine dann frei. Die Kooperation ist übrigens völlig unabhängig von Ligenzugehörigkeit, von Auf- oder Abstieg.

Karlheinz Mayer, Spartenleiter Frauenfußball vom TSV Lustnau, berichtete, dass es den Frauenfußball beim TSV seit 2005 gibt. Inzwischen haben sie 160 Mitglieder in der Abteilung. Immerhin: Es gibt drei aktive Frauenteams und sie haben alle Jugendteams besetzt. Was verspricht er sich von der Kooperation?

„Auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit und mehr Zuschauer bei unseren Heimspielen“, sagt Mayer. Die Frauen kicken in der Oberliga, das ist immerhin die vierthöchste Liga in Deutschland. Joachim Götzendörfer, Vorstand des TV Derendingen, erinnert daran, dass es den Spielbetrieb für Frauenfußball beim TVD seit 1970 gibt.

Vorher seien Frauen nur ins Sportheim gekommen, weil ihre Männer draußen ein Spiel hatten. Die Devise damals sei gewesen: „Buben kicken, Mädchen stricken.“ Auch die Derendinger haben alle Jugendteams besetzt, außerdem kicken zwei Aktivenmannschaften. Die erste Mannschaft spielt ebenfalls in der Oberliga. Zwei Jahre lang haben sie sogar in der Regionalliga, also der 3. Liga gekickt, und hatten damals Gegner wie Köln oder Freiburg.

Er erhofft sich durch das Engagement der HSP, dass das Interesse an den Teams und dem Verein weiterwächst. Er freut sich aber auch über die Wertschätzung, die durch diese Kooperation dem Frauenfußball entgegen gebracht wird. Ein Problem, das nicht nur die Männer- sondern auch die Frauenteams in Tübingen haben: Nach der Schule verlassen viele der Spielerinnen die Stadt um woanders zu studieren.

Ähnliches kennt auch Frank Woland, der 1. Vorsitzende des SV Unterjesingen. Immerhin, berichtet er, gab es bereits vor 50 Jahren die ersten Frauenteams in Unterjesingen. „Dann sind wir 20 Jahre lang eingebrochen, und vor acht Jahren sind wir in den Frauenfußball wieder eingestiegen.“ Und das habe super geklappt: Inzwischen kicken wieder 120 Frauen, von den Juniorinnen bis zu den Senioren-Mannschaften.

Für ihn ist das Vereinsleben wichtig, weil es die sozialen Aspekte betone. Vor allem freue er sich über die Wertschätzung ihrer Arbeit im Frauensektor, die sich durch das Engagement der HSP ausdrücke. Die wiederum hat eine Rundmail an alle Mitarbeiter/innen veranlasst, in dem diese darauf angesprochen werden, die Spiele der Partner zu besuchen.

Beim sogenannten Kick-off, also quasi dem Startschuss der Kooperation, am Sonntag trennten sich die beiden Oberliga-Teams aus Lustnau und Derendingen schiedlich-friedlich mit 0:0.Werner Bauknecht

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Erstellt:
06.10.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 40sec
zuletzt aktualisiert: 06.10.2021, 01:00 Uhr

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