Der Kommentar

Verliebte stürmen nicht das Rathaus

19.02.2020

Von Angelika Brieschke

Wir nähern uns mit Riesenschritten einer der Schnapszahlen des Jahrhunderts – und niemand interessiert sich dafür! Unglaublich.

Nicht einmal die üblichen Verdächtigen, also die Heiratswilligen, die – mit durchschnittlich schwachem Gedächtnis begabt – normalerweise gerne versuchen, mit magischer Zahlenakrobatik zukünftigen Ehekrisen gegenzusteuern. Was für eine Gelegenheit lassen sie sich entgehen! Am kommenden Donnerstag ist der 20.2.2020 und es werden keine Hochzeitsgesellschaften Schlange stehen vor den Standesämtern in unserem Landkreis.

In Tübingen sind sage und schreibe nur fünf Trauungen für diesen Tag gemeldet. Dabei ist das dortige Standesamt problemlos in der Lage, bis zu sechs Trauungen täglich durchzuführen. In Mössingen und Rottenburg ist die Hochzeitslage noch trister: In beiden Städten finden an diesem Tag überhaupt keine Trauungen statt.

„Da geht nix“, erklärte die Rottenburger Standesamtsmitarbeiterin unmissverständlich. „Das ist deshalb, weil es der Schmotzige Dauschdeg ist, das Rathaus ist zu.“ Ach ja, da war doch noch was: Fasnet! Da hat die Stadt natürlich ganz andere Dinge in Kopf und Herz. Dabei wäre dieser Schmotzige dann doch eigentlich das ultimative Hochzeitsdatum für verliebte Narren.

In Mössingen ist das Rathaus zwar nicht komplett zu, aber nur kurz auf: Um 7.30 Uhr ist Arbeitsbeginn, um 9.30 Uhr Rathaussturm. Da geht dann auch nix. Und dann bescheinigte der Mössinger Standesbeamte Thomas Schneemann seinen Heiratswilligen sowieso einen eher nüchternen Umgang mit dem Trauungstermin: „Wir haben hier gar keinen Run auf Schnapszahlen, das ist bei uns nicht gefragt“, erklärte er am Telefon. Wer hätte das gedacht.

In Tübingen sind übrigens folgende Schnapszahlen des Jahres bereits ausgebucht, weil sie auf einen für Hochzeiten beliebten Samstag fallen: Am 4.4., 6.6., 8.8. und 10.10. geht hier nix mehr.

Meiner Meinung nach ist die Schnapszahl des Jahrtausends aber sowieso schon vorbei: der 02.02.2020. Das war allerdings ein Sonntag – da hatten überhaupt keine Standesämter auf.

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Erstellt:
19.02.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 19.02.2020, 01:00 Uhr

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