Der Kommentar

Vorfreude auf das Christfest

12.12.2018

Von Martina Fischer

Der Advent fällt in die dunkelste und kälteste Jahreszeit. Die Natur liegt im Dezember in der Winterstarre. Lang sind die Nächte, und nur wenige Stunden ist es am Tag hell. Die Menschen sehnen sich nach Wärme und Licht, und so holten sich schon in vorchristlicher Zeit die Bauern im Winter immergrüne Zweige von Eibe, Stechpalme, Mistel und Tanne als Lebenszeichen ins Haus.

Als das Christentum in Europa Einzug hielt, beseitigte es die heidnisch-bäuerlichen Bräuche nicht und übernahm das Baumgrün als Symbolfarbe für die Hoffnung, die mit Jesus Christus an Weihnachten in die Welt kommt. Die am häufigsten verbreitete Form des adventlichen Grüns ist bei uns der Adventskranz. Man schmückt ihn mit Lichtern, denn es ist die Zeit, in der Christi Geburt, die Ankunft (lat.: Advent) des Lichtes der Welt also, gefeiert wird.

Die Historiker sind sich einig, dass der Adventskranz weit jünger ist als seine vorweihnachtliche Attraktivität vermuten lässt. Erst im 19. Jahrhundert finden sich Belege für ihn. Als sein Schöpfer gilt der norddeutsche, evangelische Theologe Johann Heinrich von Wichern (1808 bis 1881), der Vorsteher des Rauhen Hauses in Hamburg, und Initiator der Inneren Mission Deutschland.

Im 1839 gegründeten Rauhen Haus betreute Wichern sozial gefährdete Kinder und Jugendliche aus den Hamburger Elendsvierteln. In der Adventszeit versammelten sich die Kinder und ihre christlich gesonnenen Betreuer zu Andachten und Singstunden. Und da den Kindern die Vorfreude auf das Christfest zum Erlebnis werden sollte, ließ Wichern 1839 erstmals ein hölzernes Wagenrad im Betsaal aufhängen. Es trug damals 23 Kerzen, 19 kleine rote für die Werktage und vier dicke weiße für die Adventssonntage. Neun Jahre später verzierten die „Rauhhäusler“ ihren Kranz mit grünen Zweigen, der an Weihnachten von einem „18 Fuß“ hohen, reich geschmückten Christbaum abgelöst wurde und die 24. Kerze ersetzte.

Populär wurde der Adventskranz unter dem Einfluss der Jugendbewegung und des Kunstgewerbes erst nach dem Ersten Weltkrieg. Freilich war Wicherns Kranz für das häusliche Zimmer zu groß. Aber mit vier Kerzen – für jede Adventswoche eine – hat er heute seinen Platz in jedem Wohnzimmer.

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Erstellt:
12.12.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.12.2018, 01:00 Uhr

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