Brandrisiko Kinderwagen

Warum die Treppenhäuser keine Abstellkammern sein sollten

Aufgänge in Wohnhäusern sind oft die reinsten Abstellkammern, viele Hausflure ebenso. Ein Durchkommen ist kaum möglich, wenn Schuhe, Schirmständer, Kartons, Fahrräder oder Papierstapel den Weg versperren. Im Falle eines Brandes kann das Treppenhaus dann zu einem Risiko werden, weil das Entkommen erschwert ist.

23.05.2018

Kinderwagen, die im Treppenhaus geparkt werden, versperren Flucht- und Rettungswege und beschleunigen einen Brand, sobald sie Feuer fangen. Bild: ©Cabeza Cuadrada - stock.adobe.com

Kinderwagen, die im Treppenhaus geparkt werden, versperren Flucht- und Rettungswege und beschleunigen einen Brand, sobald sie Feuer fangen. Bild: ©Cabeza Cuadrada - stock.adobe.com

Das war zum Beispiel in einer Nacht Anfang 2017 in Berlin-Neukölln der Fall, als durch Brandstiftung in zehn Treppenhäusern Kinderwagen in Flammen standen. Dabei wäre mehr Sicherheit für alle Bewohner so einfach herzustellen – durch weniger Nachlässigkeit bei der Nutzung von Gemeinschaftsfluren sowie das Freihalten der Räume und Gänge.

Das Magazin „Sicher zu Hause & unterwegs“, das von der Aktion „Das sichere Haus“ herausgegeben wird, sprach darüber mit Frank Hachemer. Er ist Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes und Sachverständiger für den vorbeugenden Brandschutz.

Warum sind herumstehende Gegenstände in Fluren oder Treppenhäusern so gefährlich?

Frank Hachemer: Treppenräume und Flure sind der erste Fluchtweg im Fall eines Feuers. Diese Gegenstände versperren nicht nur den Flucht-, sondern auch den Rettungsweg für Feuerwehr und ärztliche Hilfe. Sie sind einerseits Stolperfalle, aber andererseits natürlich Brandlast. Gerade Kunststoff, aus dem die Dinge ja oft bestehen, beschleunigt das Feuer. Der Brand breitet sich in wenigen Minuten aus.

Das Gefährliche ist dabei weniger die Flamme, sondern vor allem der Rauch. Ratzfatz füllt giftiger Qualm das ganze Haus und dann kann es zu spät sein. Denn mit dem Einatmen drohen sehr schnell Bewusstlosigkeit und damit Handlungsunfähigkeit.

Kinderwagen sind bei Hausbränden Klassiker. Aus Brandschutzgründen haben Kinderwagen, aber auch Dinge wie Schuhe oder Müll, nichts im Hausflur zu suchen. Streng genommen könnte man auch eine Fußmatte untersagen, aber die ist wirklich das geringste Übel. Im Prinzip sollte man gar nichts stehen-, hängen- oder liegenlassen.

In öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Kindertagesstätten verschwinden sogar Bilder von den Wänden, weil sie eine Brandlast darstellen.

Was ist im Notfall zu tun?

Im Falle eines Brandes muss sofort die Notrufnummer 112 gewählt werden. Ist der Fluchtweg wegen zu starker Rauchentwicklung nicht mehr passierbar, sollte man sich lieber zurückziehen sowie auf das Eintreffen und eine Rettung über eine Leiter durch die Feuerwehr warten. Denn schnell ist die Sicht dann kaum noch gegeben und die Gefahr der Rauchvergiftung wird zu hoch. Dagegen hilft: Türen schließen! Eine Tür hält dem Feuer mindestens eine Viertelstunde stand. fk

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Erstellt:
23.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 15sec
zuletzt aktualisiert: 23.05.2018, 01:00 Uhr

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