Winter-Sonnenblumen

Welcher Vorteil liegt darin, Äcker nicht umzupflügen?

Weshalb erstrecken sich manche Äcker in dunklen Pflugfurchen, auf anderen hingegen blüht die Winterzeit über eine Vielzahl an Pflanzen? Jörg Kautt, Kreisvorsitzender des Bauernverbands, klärt auf.

16.12.2020

Sonnenblumen im Winter? Aber auch Leguminosen und Kreuzblütler wie Senf bevölkern ungepflügte Felder im Neckartal. Das Warum erklärt Landwirt Jörg Kautt. Bild: Angelika Brieschke

Sonnenblumen im Winter? Aber auch Leguminosen und Kreuzblütler wie Senf bevölkern ungepflügte Felder im Neckartal. Das Warum erklärt Landwirt Jörg Kautt. Bild: Angelika Brieschke

Er nutze selbst „Zwischenfrüchte“ auf seinen Maisfeldern, sagte Jörg Kautt dem TAGBLATT ANZEIGER. Der Immenhäuser Landwirt bewirtschaftet 90 Hektar, und davon sind 60 Hektar Ackerfläche. Die Ackerbauern im Kreis seien zu mehr als 70 Prozent Nebenerwerbslandwirte. Im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und der jeweiligen Bodenbeschaffenheit folgten sie stets ihrer eigenen Bodenbewirtschaftungs-Philosophie, denn: „Es gibt nicht den Boden.“

Äcker pflügen oder nicht? Das werde innerhalb der Landwirtschaft „nicht so ausgiebig diskutiert“ wie außerhalb, sagte Kautt. Manche Landwirte pflügten ihre Böden komplett um: Das sei ein Indiz für konventionelles Wirtschaften. Der Kreisvorsitzende des Bauernverbands sieht hingegen vor allem ökologische Gründe, die für das Einbringen von Zwischenfrüchten sprechen, sodass die Flächen „voll produktiv“ bleiben.

Während der vergangenen Jahre „wird der Fokus vermehrt aufs Bodenleben“ gelegt, sagte Kautt. Auf bewachsenen Flächen gebe es keine starke Erosion, die fruchtbare Humus-Schicht bleibe bei Regen und Überschwemmungen daher meist an Ort und Stelle.

Das Zusammenspiel von Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen werde derzeit international genau so erforscht wie das Zusammenspiel von Haupt- und Untersaaten. Der „Liquid-Carbon“-Ansatz beispielsweise davon aus, dass Pflanzen „in der vegetativen Phase“ – also vor der Blüte – Kohlenstoffdepots im Boden anlegen, die vom Landwirt strategisch genutzt werden können.

Landwirte könnten das, was im und auf dem Boden geschieht, anhand von Zwischenfrüchten mitbestimmen. Das entsprechende Saatgut können sie entweder selbst mischen oder fertige Saatmischungen „mit 20 bis 25 Partnern“ beziehen, von denen, je nach Boden und Wetterverhältnissen, dann manche gedeihen. Monica Brana

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Erstellt:
16.12.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 16.12.2020, 01:00 Uhr

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