Ein Herz für junge Glaser

Werner Rief wurde von der Handwerkskammer geehrt

Seit fast 20 Jahren engagiert sich Werner Rief ehrenamtlich für den beruflichen Nachwuchs im Glaserhandwerk. Dafür wurde der 55-jährige Berufsschullehrer aus Mössingen von der Handwerkskammer Reutlingen mit der Alfred-Geisel-Medaille geehrt.

23.05.2018

Am 6. Mai wurde Werner Rief von der Handwerkskammer Reutlingen mit der Alfred-Geisel-Medaille geehrt. Zu dieser Auszeichnung erschien der 55-jährige Berufsschullehrer mit einer Holzfliege, die von einem Bildhauer gefertigt wurde. Bild: Zibulla

Am 6. Mai wurde Werner Rief von der Handwerkskammer Reutlingen mit der Alfred-Geisel-Medaille geehrt. Zu dieser Auszeichnung erschien der 55-jährige Berufsschullehrer mit einer Holzfliege, die von einem Bildhauer gefertigt wurde. Bild: Zibulla

Mit dem Bau eines Fensters zeigen junge Nachwuchsglaser bei der Gesellenprüfung, was sie in den drei Jahren ihrer Ausbildung gelernt haben. Neben dem Verglasen und dem Einbau der Beschläge müssen die Prüflinge auch den Schall- und Wärmeschutz berücksichtigen und ihr Gesellenstück so anfertigen und einbauen, dass es zu einem gesunden Raumklima beiträgt und die Bildung von Schimmel verhindert wird. Auf diese Aufgabe bereitet Werner Rief die jungen Handwerker als Technischer Oberlehrer an der Gewerblichen Schule Tübingen vor, wo er seit 1995 unterrichtet. Schon fast 20 Jahre ist er auch Lehrerbeisitzer im Gesellenprüfungsausschuss für das Glaserhandwerk der Handwerkskammer Reutlingen. Die Vorbereitung der Prüfung, wozu das Anmieten der Prüfungsräume in der Gewerblichen Schule beim Tübinger Landratsamt gehört, aber auch die Bewertung der Prüfstücke, stehen im Zentrum dieses Ehrenamts.

Am 6. Mai wurde Werner Rief von der Handwerkskammer Reutlingen für sein freiwilliges Engagement mit der Alfred-Geisel-Medaille geehrt. Diese Medaille ist die höchste Auszeichnung der Handwerkskammer Reutlingen, die an hauptberuflich Beschäftigte vergeben wird. Benannt ist sie nach dem Reutlinger Herrenschneidermeister Alfred Geisel, der von 1945 bis 1974 als Präsident der Handwerkskammer Reutlingen fungierte.

Rund 40 Stunden setzt Werner Rief jedes Jahr für die Organisation der Zwischen- und Gesellenprüfung im Glaserhandwerk ein. Sein Engagement für den beruflichen Nachwuchs in diesem Gewerbe, das wie viele andere Branchen unter Nachwuchsmangel leidet, erschöpft sich jedoch nicht in bürokratischen und technischen Tätigkeiten. Als Ansprechpartner seiner Schüler übernimmt er häufig die Rolle eines Sozialarbeiters. „Ich setze mich für die Belange der Jugendlichen ein und helfe ihnen bei zwischenmenschlichen Problemen oder Konflikten mit dem Ausbildungsbetrieb“, sagt Rief.

Werner Rief unterrichtet überwiegend Hauptschüler, die nicht selten mit familiären und sozialen Problemen belastet sind. Viele der Auszubildenden haben einen Migrationshintergrund. „Für Flüchtlinge ist die Sprache die schwierigste Barriere für ihre berufliche Zukunft“, stellt er fest.

Schülern, die ihre Ausbildung abbrechen wollen, hilft Rief bei der Überwindung von Motivationskrisen. „Ich mache ihnen den Wert des Gesellenbriefes bewusst. Denn er ist die Eintrittskarte in die Gesellschaft, auch wenn man später beruflich etwas anderes macht.“

Wichtiger als die Medaille von der Handwerkskammer ist Werner Rief die Anerkennung seiner Schüler. „Ich freue mich über die positive Rückmeldung von Jugendlichen, die mein persönliches Interesse an ihnen honorieren.“

Auch neben Berufsschule und Handwerkskammer ist der Vater von zwei erwachsenen Töchtern vielseitig engagiert. In der Mössinger Gemeinde der Zeugen Jehovas dient er als Ältester. „Als Hirte interessiere ich mich für die Bedürfnisse von Jugendlichen, Senioren und Kranken“, erklärt Rief. Elf Jahre kümmerte er sich als gesetzlicher Betreuer um einen dementen Glaubensbruder. Zudem ist er in die Organisation von christlichen Kongressen involviert und referiert als Gastredner in der gesamten Region über biblische Themen. Und bei Hausbesuchen kommt er zusammen mit seiner Ehefrau Christa mit vielen Menschen über religiöse Fragen ins Gespräch. Stefan Zibulla

Zum Artikel

Erstellt:
23.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 23.05.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen