Aus der Luft und zu Fuß (22)

Eckenweiler

„Der Ort liegt sehr hoch und von allen Seiten frei, ist daher sehr gesund und die Leute erreichen ein beträchtliches Lebensalter“, weiß der Lateinlehrer aus der Tübinger Metzgergasse, Johann Daniel Memminger, in der Oberamtsbeschreibung von 1828 über den kleinsten Rottenburger Stadtteil zu berichten.

21.03.2018

Von Andrea Bachmann

 Bilder: Erich Sommer

Bilder: Erich Sommer

Das kleine Dorf am Rande des Gäus über dem Rommels- und Neckartal gehörte wohl zunächst den Grafen von Hohenberg und kam dann an die Grafen von Tübingen. 1105 vermachte die Gräfin Hemma von Tübingen gemeinsam mit ihren Söhnen Heinrich und Hugo dem Kloster Hirsau ein Raufeld und drei Huben, also eine beträchtliche Liegenschaft. Solch großzügige Schenkungen zugunsten des eigenen Seelenheils trugen allerdings zum wirtschaftlichen Ruin der Tübinger Grafen bei – 1382 verkauften sie Eckenweiler an die Grafen von Württemberg.

Die neuen Herren führten dort 1534 die Reformation ein – und noch heute ist Eckenweiler der evangelischste aller siebzehn Rottenburger Stadtteile mit einer evangelischen Saalkirche, die 1782 erbaut wurde.

Allerdings besaß ein Kloster in Pfullingen seit dem Jahr 1527 im Eckenweiler Ortskern einen großen Hof, das „Staffelhaus“, es diente als Verwaltungsgebäude oder Zehntscheuer und ist noch heute Teil des Eckenweiler Wappens. Nach der Reformation wurde der Hof von württembergischen Beamten verwaltet.

Neben dem Staffelhaus des Pfullinger Hofs beeindruckt der 25 Meter hohe Wasserturm, der Ende der 1970er-Jahre als Stahlbetonkonstruktion gebaut wurde: Sein quadratischer Querschnitt und sein würfelförmiger Behälter fallen schon von weitem auf.

Dank der Nähe zur Autobahn und der Erschließung von Neubaugebieten hat sich die Einwohnerzahl von Eckenweiler in den vergangenen zwanzig Jahren auf etwa 560 Menschen verdoppelt.

Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist immer noch die Landwirtschaft, besonders der Obstbau. Wer über die Freiflächen rund um den Ort spaziert, wähnt sich unter Umständen allerdings auf den Hochebenen der Anden: Dort kommen die Alpakas her, die in Eckenweiler gezüchtet werden – der Wolle wegen, so wie die Alpakas der Inkas, die schon die feine und warme Wolle dieser kleinen Kameltiere mit den schwarzen Kulleraugen schätzten.

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21.03.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 21.03.2018, 01:00 Uhr

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